Land von Feuer, Eis
Schwarze Felsen decken meine Grübchen zu
Und die ausgebrannten Stätten sind im Nu
Zu den Füssen weiter Felder dargebracht
Und in der Nacht
Und in der Nacht
Fällt der weisse Schnee mit meiner Temp'ratur
Auf die rote Erde meiner Trollstatur,
Es verbleibt im Gegensatz zu Himmeln klar:
Meiner Kanten Zauber ist stets unsichtbar,
Schwarze Felsen stemmen zwar mit aller Macht,
Doch in der Nacht,
Doch in der Nacht
Lecken Gletscherzungen mit enthemmter Lust
Jede Farbe von der satten Mutterbrust,
Aus den Löchern steigt allein der Aasgestank,
Wenn ich an Gestaden des Gevatters wank
Hand in Hand mit einer schlimmen Winternacht,
Die nicht enfacht,
Die nicht entfacht,
Hier steht mir die Erde zu, doch dieser Tod
Ist der, der in einem Hunger mich verloht...
Harte Schale, heisses Feuer,
Ich bin ein Land mitsamt Geschichte,
Der Meeresspiegel macht zunichte
Harte Schale, heisses Feuer,
Nur ein Mal wär wert und teuer...
Kennst du mein Land und die Geschichte?
Meine Münder sind zwar offen, doch vereist,
Und was aus den Löchern gurgelt, keiner weiss,
Wenn ich nach Gott, Heimat und dem König schmacht
Und nach der Nacht
Und nach der Nacht
Seine Sonne meinen Inselstaat berührt
Und auf einen langen Tagesmarsch entführt,
Aus gemachten Betten schallt der Donnerhall
In der Aufbruchsstimmung namens Wasserfall,
Der aus allen Wolken fällt und abwärtskracht
Und so erwacht
Und so erwacht,
Nun, das habe ich schon dutzendfach gemacht,
Nur bringt das Meer immer neu die kalte Fracht,
Aus der Tiefe will ich heisser explodier'n,
Kann sich jemals mehr als nur ein Wort verlier'n?
Aus den Laken habe ich mich aufgemacht,
Welch eine Schlacht!
Welch eine Schlacht!
Eine Spur im Schnee ist alsbald umgebracht
Und nur Blut am kahlen Stein bezeugt die Wacht...
Harte Schale, heisses Feuer,
Ich bin ein Land mitsamt Geschichte,
Harte Schale, heisses Feuer,
Es ist selten mir geheuer,
Doch ein Mal wär wert und teuer...
Kennst du mein Land und die Geschichte?
Tiere (Wolfsspross und Grottenwolf)
Wolfsspross:
Die Fackel in der Hand
Ist gesenkt und fast verloschen,
Vom Feuer ausgebrannt
Fiel dem Kopf an Zahl der Groschen,
Ich wage mich voran
In die immer dunklen Grotten,
Wo einst der Wolf begann,
Meine Wurzeln auszurotten,
Aus durchwegs finst'rem Blick
Nimmt mein Ingrimm dich gefangen,
Ein Messer tut den Trick
Und ich schneid dir von den Wangen
Nur eine Locke, doch
Willst du wieder mir berichten,
Ein Trieb sei doch kein Joch,
Werd ich dennoch dich vernichten.
Grottenwolf:
Im Grottenflur nur Wurzeln tagen,
Die ich hungrig musste nagen,
Du liessest dir die Götzen munden
Und hieltest mich mit Nonsens unten,
Selbst Raubtiermaul soll sich verschliessen,
Nicht fallen soll, sondern spriessen
Der Einklang der gelebten Kreise,
Der niemals geht auf meine Weise.
Wolfsspross:
Nun sei schon hochgejagt
In den Lichtguss reicher Kronen,
Du giertest ungefragt,
Sollst nun aber bei mir wohnen
Bewusster und dressiert,
Du sollst nimmer um dich schlagen,
Wenn wieder adressiert
Mein Verstand die off'nen Fragen,
Ich jage durch den Wald
Meinen Schatten und mein Schatten
Jagt mich durch diesen Wald,
Wir die Schatten überschatten
Und jagen durch den Wald,
Unterwerfen meinen Schatten
Und kehr ich heim schon bald,
Ruhst du draussen auf den Matten...
Grottenwolf:
Oh junger Mann, erlaub den Atem
Einmal dem verstaubten alten
Bodenlos heissen Raubtierhunger,
Der lange hat im Grund gelungert,
Oh fürchte nicht den leeren Magen,
Der will Nährwert hinterfragen
Für eines Raubtiers Hungertriebe,
Mich dürstet's nur nach Nächstenliebe!
Wolfsspross:
Der Lauf die Triebe frisst,
Lässt mich abends besser ruhen,
Du rasch entwaffnet bist
Und gehst nicht in meinen Schuhen,
Wer letztlich stehen bleibt
Nach zu langer Wanderreise,
Geht nicht mehr mit der Zeit,
Ist unsterblich rechterweise,
Was bringt ein Königreich,
Liebe oder blosses Leben?
Für wen ich es erreich,
Muss sich meinem Krieg ergeben.
Erhängen tu ich mich
Nächtlich stets in schlimmen Träumen
Zu ungeheuerlich,
Sie der Morgen weiss zu zäumen.
Grottenwolf:
Im Bettchen willst du lieber flennen,
Anstatt selber heiss zu brennen?!
Doch Sommer folgen bloss dem Herzen,
Das wunde Füsse kann verschmerzen!!
So laufe los in schweren Schuhen,
Weiter stets, wenn Herzen ruhen,
Wo Gnade und Gerechtigkeiten
Sich allen Vieren unterbreiten!!
Wolfsspross:
Ich wecke stets dich Tier
Mit der Fackel nicht verloschen
Und du dankst es also mir
Mit zig Phrasen abgedroschen?
Ist es denn nicht genug,
Dass ich muss dein Loch erhellen?
Ist es denn nicht genug,
Dass die Träume schlagen Wellen?!
So jag ich durch den Wald
Meinen Schatten und mein Schatten
Jagt mich durch diesen Wald,
Wir die Laufbahn so bestatten,
Ich jage durch den Wald
Und begegne den Debatten
Kaum wieder allzu bald,
Wenn der Antrieb muss ermatten.
Radha und die Hummel
1
Radha aus dem Land, wo Milch und Honig fliessen,
Weiss in geheimen Gärten hellaufzuspriessen,
Weiss im Kreis der Herren lichter Waldeswiesen,
Wo devote Mädchenherzen sich verschliessen,
Dass die Gärten ihren stammeshöchsten Riesen
Aus dem malerisch umwallten Flor entliessen.
Radha ausgebrannt und schrecklich zwiegespalten
Weiss die wilde Sehnsucht nimmer auszuhalten
Nach dem Herren der gekrönten Lichtgestalten,
Frei von Vorbehalten hat sie zu erkalten,
Wenn der Nebelwinde Bildersprachgewalten
Gletscherzungen an den Mädchenbusen falten.
Radha sieht das harte Sprachgewaltverbrechen
Nicht infolge sehnsuchtsschwang'rem Radebrechen
Und infolge der Gedankenmühlenbäche
Sieht sie spät auf ihren Wasseroberflächen
Eine Hummel sich an Goldmoränen zechen
Und den gleichen Liebeshunger fliessend sprechen.
2
Radha glaubt in einer mitteilsamen Hummel
Einen Boten ihres Herren sie besummen,
Ausgehungert weiss sie deshalb bloss zu brummen:
"Einen Boten schickst du, um den Liebeskummer
Zu halbieren und dich selber zu vermummen,
Um mich an der Brust von and'ren zu beschummeln?
Hummel, dein Bart ähnelt roten Salamandern
Durch das Safranpulver, das die Florgirlanden
Mit sich führen, reibt man sich auf den Veranden
And'rer an den Brüsten ganzer Mädchenbanden,
Nach solcher Flatterhaftigkeit willst du branden
An den gold'nen Landen ohne bruchzulanden?
Hummel, einer Blume weisst du beizuwohnen,
Ihren Nektar kostest du in Passionen,
Doch fliegst du nach all den Deflorationen
Rasch zur Nächsten, um am höchsten ihr zu thronen...
Husch hinfort Herr Hummel und deine Dämonen!
Sonst weiss ich nicht, dich noch länger zu verschonen!"
3
Radha mit Entsetzen sieht den Pollenfänger
Plötzlich nimmer an den gold'nen Borten hängen,
Wenn ihr Klagen durch den Boten sollt dem strengen
Herren tagen, schnürt um's Herz der Knoten enger,
Freilich ist sie einer Blume Doppelgänger,
Doch beileibe Teil des Unterholzgemenges:
"Hummel, kehr zurück und richte mich zu Grunde!
Meines Herren Zunge ist in aller Munde
Wie in guten auch in schweren Märchenstunden,
Seine Selbstbestimmung macht ihn zum Profunden
Und zu dessen Füssen trag ich frohe Kunde:
Er ist unbefahr'nem Schnee der Vagabunde!"
Radha rauscht es durch die filigranen Glieder,
Die Ekstase ringt sie nieder und beim Flieder
Flattert unversehens auch die Hummel wieder,
Weshalb unter den verschloss'nen Augenlidern
Heisse Tränen quellen; sollten Mädchen fiedern,
Weiss der Herr, die Liebe stetig zu erwidern.
Brontë
Kommst du bald nach Hause, Brontë,
Wann kehrst du einmal heim?
Als du unser Haus bewohntest,
War niemals ich allein.
Kommst du bald nach Hause, Brontë?
Immer noch verbleibt es still,
Auch wenn es kaum verschonte,
Ich dich doch nicht vergessen will,
Denn
Aus losen Gründen, immer noch
Macht Ohnmacht stiller, hast du's doch
Nicht schon beendet, als du mich
Mit bös verzehrten Händen hast
Am off'nen Herzen angefasst,
Ich ford're denn, beende was
Du ohne mich begonnen hast!
Kommst du nicht nach Hause, Brontë,
Verbleibe ich allein?
Als du unser Haus bewohntest,
War hier auch ich daheim.
Kommst du nicht nach Hause, Brontë?
Unterjocht mit Donnerlaut
Auch Sturm den Bau, der thronte,
So hab doch ich auf Sturm gebaut!
Wenn
Die Böen gipfeln, unterjocht
Dass Tore aus dem meinem Loch
Verschlossen seien, seit du mich
Mit bös verzehrten Händen hast
Am off'nen Herzen angefasst,
Ich ford're denn, beende was
Du ohne mich begonnen hast!